Bezirksliga 2011 (von Eckhard Stomprowski)

Das Olympiajahr 2012 wird in gewisser Hinsicht auch für den Schachbezirk Lübeck ereignis-, zumindest aber folgenreich, sein. Denn erstmals wird es mit dem Schachbezirk Süd eine gemeinsame Bezirksliga geben. Um dann den widerstreitenden Interessen (Sonntagsspiele, lange Fahrten) gerecht zu werden, sollen 2 nahezu gleichberechtigte Bezirksligagruppen gebildet werden. Die eine spielt am Sonntag, quasi parallel zu den Verbandsspieltagen, die andere behält den abendlichen Wochenspieltag (in der Regel Freitag) bei.
Der Grund der Neuerung ist seit langem bekannt und liegt beim „kranken Patienten“ Schachbezirk Lübeck. Dieser ist aufgrund seiner Struktur praktisch kaum noch lebensfähig. Wenn ich mal so in die 80ger Jahre zurück blicke, war der Bezirk noch kerngesund. Neben dem Lübecker SV, SV Bad Schwartau, TSV Travemünde, SV Strand, und dem TSV Kücknitz komplettierten Post SV Lübeck, TSV Siems, Holstentor, Gourmenia, Minerva, SV Moisling, SV Schlutup und die Bundesbahn Schachgruppe ein prosperierendes Bezirks- und Vereinsleben. Doch der Niedergang kam schnell. Nach und nach gaben die letztgenannten Vereine wegen Überalterung, fehlender Jugendarbeit und fortschreitenden Mitgliederschwunds auf. Auch einzelne Fusionen, wie Holstentor/Gourmenia, konnten den Niedergang letztlich nicht aufhalten.
Da fügte es sich zunächst glücklich, dass der damalige Bezirk Ostholstein bei ähnlichen Problemen gelandet war und der Lübecker Bezirk sich die Vereine SV Oldenburg, SF Neustadt, SV Eutin und SC Fehmarn gewissermaßen als Blutauffrischung einverleiben konnte. Doch in den letzten Jahren ging der Abwärtstrend leider weiter. Eine Bezirksklasse neben der Bezirksliga war mangels Masse nicht mehr realisierbar. In der Spielzeit 2009/10 waren es gerade 7 Teams aus 5 Vereinen, die sich mit Hin- und Rückspielen durch die Saison quälten und 1 Jahr später war die Liga auf 6 (!) Teilnehmer geschrumpft. Da war es auch wenig tröstlich, dass 3 Klubs noch eine sog. Kreisklasse mit Vierermannschaften (von denen einer während der Spielzeit noch aufgab) bildete. Der SV Oldenburg hatte sich mittlerweile auch aufgelöst und die Schachfreunde Neustadt sowie der SC Fehmarn zogen sich komplett aus dem Ligaspielbetrieb zurück. Das von den Bezirksligateilnehmern der Saison 2010 am Ende auch keiner aufstiegswillig war, rundete das traurige Bild ab.
Eine Reform musste her. Das war klar, doch wie sollte sie aussehen? Mein Vorschlag, dass sich der Lübecker Bezirk um seine Randvereine (z.B.. Mölln, Ratzeburg, Reinfeld, Bad Segeberg) erweitern möge, fand bei den betroffenen Bezirken/Vereinen wenig Beifall. So kam die Idee eines gemeinsamen Spielbetriebs mit dem Schachbezirk Süd auf. Zunächst in der Form, dass dieser Bezirk seine Bezirks- und Kreisklasse öffnet und wir, der Lübecker SV, nahmen das Angebot dankbar an, um insbesondere seiner großen Schar jugendlicher Talente ein zusätzliches sonntägliches Betätigungsfeld zu bieten. So ist der LSV in der laufenden Saison mit einem 8-ter-Team (Bezirksklasse Süd ) und drei 4-er-Teams (Kreisklasse Süd) mit gutem Erfolg dabei. Im April 2010 wurde zudem die Blitzmannschaftsmeisterschaft als Gemeinschaftsevent ausgetragen und soll auch 2011 in dieser Form durchgeführt werden.
2012 also dann der oben beschriebene neue Weg. Dieser soll dann auch der Auftakt zu einer Verbandsreform sein, die zum gemeinsamen Bezirk (Süd/Lübeck (oder welcher Name auch immer)) und zu einer Minderung der Verbandsligen von 3 auf 2 führen wird.
Um die diesjährige Bezirksligasaison einigermaßen qualitativ und quantitativ durchzubringen, hat der Bezirkstag beschlossen, von Achter- auf Sechsermannschaften zu gehen und auch die Ersatzspielerbank nicht mehr zu limitieren. Und siehe da, auf einmal waren es 10 Mannschaften aus 7 Vereinen, die sich für die Saison 2011 spielbereit erklärten. Kurz vor Turnierbeginn zog der SV Eutin III zwar doch noch zurück, aber immerhin, 9 teilnehmende Mannschaften, das ließ sich sehen.
Hier sind nun 4 Runden gespielt und LSV V nimmt momentan mit 8:0 (17.5) vor SV Bad Schwartau II 5:3 (14,5) und dem TSV Kücknitz I 4:2 (10,5) eine komfortable Spitzenposition ein. Nach dem 4,5:3,5 Bruderkampf gegen LSV VI, dem 5,5:0,5 gegen SV Eutin II und den beiden 4:2-Erfolgen über SV Strand I und TSV Kücknitz I scheint vieles auf den Titelgewinn hinzudeuten (um mal Jürgen Klopp zu zitieren...). Neu im Team ist Dr. Stephan Lübeck, der vor gut 20 Jahren zusammen mit Rainer Grünberg aus Rostock, als Jugendlicher das DDR-Schach aufmischte, dann aber aus beruflichen Gründen eine lange, lange Schachpause einlegte und jetzt wieder Zeit und Freude an den 64 Feldern (und in der Vorstandsarbeit) gefunden hat. Von der DWZ-Mannschaftszahl spricht vieles, nein eigentlich alles für unsere Mannschaft und da lässt sich doch die eine oder andere Blamable (wie mein Debakel gegen H. Böhnke vom SV Strand) verkraften. Auch LSV VI, unter der Stabführung von Joachim Rieckhoff und dem Spitzenbrett des neuen LSV-Jugendsprecher Alexander Ananjew, macht sich beachtlich und nimmt mit 3:5 (10,5) den fünften Tabellenplatz ein.
Sicher ist, dass der Sieger am Ende in die Verbandsliga Ost aufsteigt, wenn er denn will!